Beinahe drei Millionen DKK für polnische Bauarbeiter

27 polnischen Bauarbeitern wurde mit Hilfe ihrer Gewerkschaft eine Lohnforderung von 2,8 Millionen DKK zugesprochen und ausgezahlt, als ihr Arbeitgeber sich weigerte, die Rechnung zu begleichen und seine Firma auflöste.

Es musste quittiert und kontrolliert werden, bevor die vielen Schecks ausgehändigt wurden. Hier sieht man Tomasz Patro zwischen den fachlichen Mitarbeitern Kim Kristensen (rechts) und Marcin Nowakowski. (Foto: Harry Nielsen.)Es musste quittiert und kontrolliert werden, bevor die vielen Schecks ausgehändigt wurden. Hier sieht man Tomasz Patro zwischen den fachlichen Mitarbeitern Kim Kristensen (rechts) und Marcin Nowakowski. (Foto: Harry Nielsen.)

Insgesamt betragen die Auszahlungen nach Steuern 2,1 Millionen DKK.
Genau dieser Betrag wurde 27 polnischen Bauarbeitern kürzlich von der dänischen Stiftung für Lohnempfänger, Lønmodtagernes Garantifond (LG), ausgezahlt.
Die Auszahlungen erhielten sie infolgedessen, dass sie im Juni in einer dänischen Gewerkschaft aufgenommen wurden, die einem umfassenden Lohnschwindel auf die Schliche kam.
Die Buchhaltung hatte alle Hände voll zu tun, als jeder der 27 Polen einen Scheck über sein Guthaben erhielt. Dies geschah bei 3F Frederiksborg in Hillerød, Dänemark, die den Anspruch gegenüber LG geltend machte.
„Ohne die Gewerkschaft hätten wir niemals eine einzige dänische Krone ausgezahlt bekommen. Das müssen wir uns eingestehen. Wir wissen nicht, welche Regeln in Dänemark gelten, und wir hätten diese Angelegenheit niemals selbst durchführen können", sagt ein sehr zufriedener Krzysztof Sobierce, 22-jähriger Bauarbeiter aus der Region Krakau im Süden Polens. Gemeinsam mit seinen Landsleuten war er in der ersten Jahreshälfte 2007 in der Baufirma Bo Bedre Aps angestellt und mit Wohnungsbau in Helsinge beauftragt.
Krzysztof Sobierce und die Kollegen wurden jedoch betrogen. Der Arbeitgeber hielt sich einfach nicht an den Tarifvertrag, von dem die Firma infolge ihrer Mitgliedschaft im dänischen Bauverband Dansk Byggeri umfasst war. Zu dem Schluss kamen sowohl die Firma als auch Dansk Byggeri auf einem Schlichtungstreffen Ende Juli. Vier Tage nach dem Schlichtungstreffen wurden die Polen entlassen, woraufhin die Firma versuchte, die Begleichung der vereinbarten Rechnung sowie der letzten drei Wochen der Anstellung zu umgehen, indem sie Antrag auf Konkurseröffnung stellte.

Umfassender Betrug

Anschließend ermittelte 3F Frederiksborg im Namen der 27 Mitglieder den Betrag des Anspruchs, der sich insgesamt auf 2,8 Millionen DKK belief. Nach Abzug der Steuern verbleiben gut 2,1 Millionen DKK – oder durchschnittlich 75.000 DKK für jeden Einzelnen.
Und genau diese hohe Summe konnte der fachliche Sekretär von 3F Frederiksborg, Kim Kristensen, mit Hilfe von BATs polnischsprachigem fachlichen Mitarbeiter Marcin Nowakowski auszahlen. Abgesehen vom Lohnguthaben handelte es sich auch um fehlendes Urlaubsgeld, Werkfeiertagsbezahlung und Rentenbeiträge. Urlaubsgeld und Rente wurden jedoch nur in den Fällen ausgezahlt, in denen die polnischen Arbeiter ihren Wohnsitz nicht länger in Dänemark haben.
„Der ganze Umfang macht deutlich, welch grobem Schwindel die polnischen Arbeiter ausgesetzt waren“, so Kim Kristensen.
Als Hintergrund dafür, dass die Gewerkschaft den Umfang gegenüber LG so gut dokumentieren konnte, gibt er an, dass die Polen ganz genaue Tageszettel ausfüllten.
„Um Geld von LG ausgezahlt zu bekommen, ist es wichtig, dass jeder einzelne Mitarbeiter ganz genau darüber Buch führt, wo und wann gearbeitet wurde, und dass natürlich sämtliche Unterlagen von Seiten des Arbeitgebers aufbewahrt werden, darunter nicht zuletzt die Lohnabrechnungen“, sagt er.
Einige der Polen hatten vor, mit dem vielen Geld in Kopenhagen auszugehen und zu feiern. Das Geld wurde ihnen jedoch auf Verrechnungsschecks ausgezahlt, die man erst einmal zur Bank bringen muss. Und obwohl einige der Polen noch immer über ein Konto in einer dänischen Bank verfügen, konnte ihnen das Geld nicht sofort ausgezahlt werden. Es musste erst einmal drei Tage in einer dänischen Bank verweilen, bevor eine endgültige Auszahlung erfolgen konnte.